(Saarbrücker Zeitung 16.01.2011)

Saarlouis als Kulisse einer düsteren Geschichte

Szenenfoto mit Joachim Jäckel, Ludovic Gerastre, Sosana Marcelino (von links). Foto: SZ/Schu

Szenenfoto mit Joachim Jäckel, Ludovic Gerastre, Sosana Marcelino (von links). Foto: SZ/Schu

Es ist mehr als nur ein Kurzfilm. Es ist eine Art Hommage an Saarlouis. „Aime-moi“, der erste Kurzfilm von Christian Schu, spielt nicht ohne Grund in dessen Heimatstadt. „Es war für mich von Anfang an klar, dass der wesentliche Teil des Filmes in Saarlouis gedreht wird“, erklärt der Autor, Regisseur und Produzent des Kurzfilmes. Es boten sich dann aber so viele Drehorte an, dass es gar nicht notwendig war, noch woanders hinzugehen, schildert Schu: „Außerdem dachte ich mir, wenn ich schon einmal in meinem Leben einen Film drehe, dann soll das auch in meiner Stadt sein.“


Dieser Gedanke verfestigte sich durch die Unterstützung, die Schu von allen Seiten erhielt. „Besser kann es eigentlich gar nicht laufen“, meint er. Unterstützung kam aber vor allem von den Saarland Medien, die ihm eine Filmförderung gewährten, „die weit über die finanzielle Förderung hinausging“, betont Schu. Und die letztlich dafür sorgte, dass „Aime-moi“ beim Max-Ophüls-Festival ein breites Publikum findet.

Saarlouis als Kulisse

Der Bezug zu Saarlouis ist eng: „60 Prozent der Leute, die irgendwie an dem Film mitgewirkt haben, kommen aus Saarlouis“, erklärt Schu. Als Statisten verpflichtete er jeden Bekannten, der greifbar war. Gedreht wurde im Stadtgarten, am Großen und am Kleinen Markt, in der Altstadt, in den Räumen des ehemaligen „Möbel Paquet“ und der Polizei in der Kaserne VI sowie in verschiedenen Geschäften. Die Bilder im fiktiven Museum stammen von Saarlouiser Künstlern. Und die Darsteller naschen im Film nicht irgendwelche Pralinen, sondern Trumpfs „Edle Tropfen in Nuss“.

„Die malerischen Orte stehen im Gegensatz zu der düsteren Geschichte“, erklärt Schu. Dieser Gegensatz mache die Sache spannend. Wie der Film beweist, hat Schu ein Auge für diese besonderen Orte. Seine Tätigkeit für den „Location Guide Saar Lorraine“ kam ihm dabei sicher zupass.

Saarlouis als Kulisse gibt dem Film auch etwas Zeitloses. „Ich wollte nicht unbedingt den Anschein erwecken, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt“, beschreibt der Regisseur. „Einerseits gibt es zwar diese alten Klamotten, das Auto und ähnliches, andererseits läuft auch jemand mit einer Digitalkamera durch das Bild – das gibt dem Film etwas Surreales.“

Deutsch-französisches Werk

Doch der Weg vom Foto zum Film ist ein langer: Das Drehbuch entstand in enger Zusammenarbeit mit dem französischen Autor Colin Vettier. Schu schrieb in Saarlouis, Vettier in Paris – die Abstimmung erfolgte täglich per Email, auf französisch. Die Bilder entstanden 2009 an drei Tagen, dann vergingen Monate mit der Bearbeitung. Von 2000 Fotos wurden etwa 300 verwendet. Der Schnitt erfolgte ebenfalls im Saarland. Auch die Filmmusik ist eine Gemeinschaftsarbeit: Den Hauptteil komponierte Martial Vidigh aus Hayange, Matthias Ecker aus Hoxberg steuerte zwei Kompositionen bei. Es folgten Ende 2010 die Texte auf deutsch und französisch. Für die deutsche Fassung des Filmes sprachen Alfred Gulden, Elisabeth Brück und Katrin Eisfeld. Zum Schluss kamen englische Untertitel dazu – denn Schu will seinen Kurzfilm auf internationalen Filmfestivals einreichen. „Der Film soll in irgendeiner Form auf jeden Fall bis zum Sommer auch in Saarlouis gezeigt werden“, verspricht er.

Liebe in schwarz-weiß

„Aime-Moi“ ist ein experimentelles Kurzfilm-Drama. Statt in bewegten Bildern wird die Geschichte in schwarz-weiß Fotografien erzählt, die wie einzelne Kameraeinstellungen geschnitten sind – ähnlich einem Fotoroman. Die Figuren treten zu keiner Zeit in Dialog miteinander, ihre Geschichte erzählen sie aus dem Off. „Thema ist die Suche zweier Menschen nach Liebe und ihre Unfähigkeit, miteinander in Kontakt zu treten“, fasst Schu zusammen. Die Geschichte: Ein Museumswächter (Ludovic Gerastre) verbringt seine Tage zwischen Bildern, für die sich niemand interessiert. Ersatz für menschliche Kontakte ist die Nachrichtensprecherin (Stephanie Kern-Siebering) im Fernsehen, das immer läuft, wenn er in seinem kargen Apartment sitzt. Eines Tages betritt eine fremde Frau (Sosana Marcelino) das Museum und schüttet ihm unvermittelt ihr Herz aus – er verliebt sich. Als der Mann entdeckt, dass sie gegenüber dem Museum wohnt, beobachtet er die Frau Tag und Nacht…

Am Donnerstag, 20. Januar, 17.30 Uhr läuft „Aime-moi“ als Uraufführung beim 32. Max-Ophüls-Festival im Saarbrücker Filmhaus, in der Nebenreihe „Saarland Medien präsentiert“, zusammen mit fünf weiteren saarländischen Produktionen.

Zur Person

Der Kurzfilm „Aime-moi“ ist Christian Schus erster eigener Film. Seit mehr als zwölf Jahren arbeitet Schu, Jahrgang 1966, als freier Bildjournalist und Texter. Zum Thema Tanz, Bühne und Musik hat der Saarlouiser mehrere Bücher veröffentlicht, und auch bei Musik-, Theater- und Tanzprojekten in Deutschland, Frankreich, Luxemburg und England mitgewirkt. Erfahrungen hat er auch als Setfotograf bei Film- und Videoproduktionen in Deutschland und Lothringen gesammelt. nic

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